Maria Zinfert

Bartleby oder die Kontingenz

 

„Als Schreiber steht Bartleby in einer literarischen Konstellation, deren Polarstern Akakij Akakievic ist ("In dieser ewigen Kopistenarbeit lag ihm die Welt, und eine mannigfaltige und schöne Welt dazu. (…) und (er) hatte ganz besondere Lieblinge im Alphabet; kam er an diese Buchstaben, so kannte er sich selbst nicht mehr vor Wonne"; in ihrem Zentrum steht das Zwillingsgestirn Bouvard und Pécuchet ("Ein guter Gedanke, den beide insgeheim gehegt. (…) Abschreiben", und, am entgegengesetzten Ende, schimmern die weißen Lichter von Simon Tanner ("Ich bin Schreiber" ist die einzige Identität, die er beansprucht) und von Fürst Myschkin, der ohne Anstrengung jedwede Kalligraphie nachmachen kann. Etwas weiter entfernt, wie ein Asteroidenhaufen, die anonymen Kanzleischreiber der kafkaschen Gerichte. Es gibt aber auch eine philosophische Konstellation zu Bartleby, und es ist möglich, daß allein diese die Chiffre der Gestalt enthält, auf deren Andeutung sich jene beschränkt.“

 

Bartleby oder die Kontingenz ist der Titel meiner deutschen Übertragung von Giorgio Agamben, Bartleby o della contingenza über den Schreiber Bartleby, in der gleichnamigen Erzählung von Herman Melville.

 

Giorgio Agamben, Bartleby oder die Kontingenz, Merve Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-88396-146-9